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Gewalt im Lebensalltag junger Menschen
Handlungsansätze für die pädagogische Praxis

Das Positionspapier der Aktion Jugendschutz gibt u.a. Antwort auf folgende Fragen:

  • Was verstehen wir unter Gewalt?
  • Was bedeutet das für Soziales Lernen, Prävention und Intervention?
  • Vor welchen Herausforderungen stehen pädagogische Fachkräfte
  • Warum ist ein Gewaltschutzkonzept für pädagogische Einrichtungen sinnvoll?

Nahostkonflikt

Der Krieg zwischen Israel und Palästina in Folge des brutalen Massakers der Hamas bewegt viele junge Menschen bei uns. Jüd:innen und Palästinenser:innen empfinden Angst, Trauer und Wut. Terror und Krieg sind furchtbar, wir sind erschüttert und möchten unser Mitgefühl ausdrücken.

Auch bei uns werden junge Menschen verantwortlich gemacht für Gewalt, die sie nicht zu verantworten und auf die sie keinen Einfluss haben. Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus schlagen ihnen entgegen. Dabei teilen die meisten die Wünsche nach Gerechtigkeit und Frieden. Auch „einheimische“ junge Menschen sind betroffen: sie möchten sich solidarisieren und wissen nicht wie.

Alle Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf Schutz vor Diskriminierung, Ausgrenzung oder gar Angriffen. Das durchzusetzen, ist auch Aufgabe von pädagogischen Fachkräften in Jugendhilfe und in Schulen. Zudem können jungen Menschen Räume für Austausch und Dialog angeboten werden. Reden und zuhören - das war in den vergangenen Jahren wichtig und ist es heute mehr denn je. Als Reaktion, wenn junge Menschen Überforderung oder Diskriminierung äußern, und ebenso als proaktives Gesprächsangebot. Gefühle dürfen geäußert werden, etwaige Konflikte können begleitet und gelöst werden.
Im Newsletter von "Demokratie vor Ort" finden Sie Materialien zur aktuellen Situation Israel-Palästina.

Noch Fragen zu Silvester 2022?

Die Gewalt, die Silvester in manchen Städten bzw. Stadtteilen zu erleben und – in den (sozialen) Medien – zu sehen war, erschreckt viele. Insbesondere die Gewalt gegen Hilfskräfte aus Sanitätsdienst und Feuerwehr sowie gegen Polizist:innen können Außenstehende wütend und ratlos machen. Wie entsteht sowas? Was kann präventiv dagegen getan werden?

Wir kennen ähnliche Vorgänge aus der Vergangenheit:
Gruppen beschießen sich an Silvester mit Feuerwerk; bei Konzerten und Fußballspielen werden Hilfskräfte bei ihren Einsätzen behindert; in Stuttgart werden im Juni 2020 Polizist:innen und Sanitäter:innen angegriffen; bei Corona-Demos ebenso. Die Intensität und Brutalität erschreckt immer wieder. Dieser Schrecken sollte ein Anlass sein, sich langfristig mit dem Thema auseinanderzusetzen anstatt nachweislich nutzlose Gesetzesverschärfungen zu fordern. Die demokratische Gesellschaft ist aufgefordert, darüber nachzudenken und zu beraten, wie es dazu kommt, dass (junge) Menschen so gewalttätig handeln. Damit sich diese Eskalation nicht wiederholt.

Wie immer gibt es für die Entstehung von Gewalt nicht die eine Erklärung!

Wer mehr wissen und dafür etwas Zeit investieren möchte, findet hier gute weiterführende Einschätzungen:

Unsere Gedanken sind bei ihnen!

In der Ukraine hat ein Krieg begonnen. Die Berichterstattung in den Medien ist intensiv und bedrohlich. Erwachsene reagieren erschrocken und bestürzt. Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass in den vergangenen zwei Jahren die Nachrichten zur Pandemie alles dominierten. Wir haben gelernt, uns zu distanzieren und unseren Kindern die Nachrichten altersgerecht weiterzugeben. Mit den Bildern und Nachrichten aus der Ukraine jedoch kommt ein Schrecken in die Kinderzimmer, der nur schwer zu erklären ist und von dem wir aktuell nicht wissen, wohin er uns führen wird.

Es gibt keinen Trost für die vielen Väter, Mütter, Kinder und Jugendlichen, die in der Ukraine um ihr Leben fürchten und auf der Flucht sind. 
Unsere Gedanken sind bei ihnen! 
Es wird uns nicht gelingen, die Nachrichten und unsere Sprach- und Hilflosigkeit vor Kindern und Jugendlichen zu verbergen. Sie werden von dem, was sie hören, lesen, von unseren Reaktionen, die sie sehen, nachhaltig verängstigt. Sie wissen 

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schon von der Gefährlichkeit eines Krieges oder spüren sie gegenwärtig. Darum brauchen Kinder und Jugendliche jetzt unsere Aufmerksamkeit. Sie müssen erfahren, dass sie Angst haben dürfen, dass auch Erwachsene Angst haben. Es ist wichtig, ihnen altersgerecht zu erklären, was geschieht und mit ihnen über ihre und unsere Ängste zu sprechen. Sie dürfen nicht ausgeschlossen werden, denn sie haben viele Fragen zum Krieg, zu dem was mit den Menschen in der Ukraine geschieht, zu möglicher Hilfe und Unterstützung. Vielleicht möchten sie selbst etwas tun. Das alles muss zugelassen werden, damit Heranwachsende mit ihren Ängsten und Befürchtungen nicht alleine bleiben. 

Unterstützen Sie die Kinder und Jugendlichen jetzt dabei, das Geschehen zu verstehen und einzuordnen, suchen Sie gemeinsam nach Möglichkeiten aktiv zu werden. Wenn Sie dafür Unterstützung brauchen, finden Sie hier Informationen und Hinweise:

Der Flimmo hat eine Hilfestellung veröffentlicht: https://www.flimmo.de/redtext/101380/Krieg-in-Europa

Die Kindernachrichten logo und neuneinhalb (WDR) erklären den Angriff auf die Ukraine und beantworten Kinderfragen: 

https://www.zdf.de/kinder/logo und 
https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/index.html
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Die Seite https://www.frieden-fragen.de/ informiert und beantwortet Kinderfragen. 

Für Erwachsene: Überprüfen Sie Informationen zum Russland-Ukraine-Krieg! Die Seite https://correctiv.org/faktencheck/ informiert in Ihrem Faktencheck über fragwürdige Informationen und Gerüchte. 

Wenn Kinder etwas tun möchten, können Sie zum Beispiel eine angezündete Kerze für die Menschen oder ein Bild für die Kinder in der Ukraine malen und ins Fenster stellen. Ältere Kinder und Jugendliche können eine Friedensaktion in ihrem sozialen Umfeld initiieren.

Oder sie spenden etwas für Kinder in der Ukraine:
https://www.unicef.de/informieren/projekte/europa-1442/ukraine-19470/krise/70862
 oder
https://www.sos-kinderdorf.de/portal/spenden/wo-wir-helfen/europa/ukraine
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Lassen Sie Kinder und Jugendliche mit ihren Sorgen nicht allein!

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Kennen Sie Squid Game? Ein Kommentar

Die Serie läuft seit dem 17.September bei Netflix und bricht schon jetzt alle Zuschauer:innenrekorde. Wenn Sie von den Spielen um ein Millionenpreisgeld (noch) nichts wissen, können Sie bei Netflix reinschauen. Oder Sie fragen Kinder und Jugendliche in Ihrer Nähe. Sie kennen meist die aktuellsten und viel diskutierten Neuerscheinungen in den Medien. Zunehmend häufen sich daher Berichte und Anfragen dazu, dass Kinder die Serie schauen und die darin gezeigten „Kinderspiele“ nachspielen. In Squid Game treten 456 Menschen in traditionellen Kinderspielen gegeneinander an. Die Besonderheit dabei: die Verlierer scheiden nicht einfach aus, sondern werden getötet. 

Aus Sicht des Kinder- und Jugendschutzes

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sollte die Serie jedoch nicht reflexhaft auf die Darstellung verrohender und verwahrlosender Gewalt verkürzt werden. Wer sich mit der Serie und ihrem Hype auseinandersetzen möchte, muss sie ernst nehmen. Unter filmanalytischen, politischen und gesellschaftskritischen Gesichtspunkten ist es eine interessante und herausfordernde Erzählung, die sich anzuschauen lohnt. Sie wird auf diesen Ebenen kritisch und kontrovers diskutiert. 

Grundsätzlich entscheidet jeder Mensch für sich, was er:sie gerne schaut. Koreanische Filmerzählungen sprechen durchaus andere Sehgewohnheiten an. Für Kinder und Jugendliche gilt jedoch ganz klar: Squid Game ist für eine ältere Zielgruppe gemacht. Egal wie knallbunt und kindlich die grafische Machart daherkommt: der Inhalt richtet sich deutlich an ältere Jugendliche und Erwachsene. Darum hat sie von Netflix eine Altersempfehlung ab 16 Jahren erhalten hat. Das ist gut so, denn Squid Game ist ein rasantes Spiel um Leben und Tod, das nicht mit expliziten Gewaltdarstellungen geizt. Kinder und Jugendliche finden in der Serie aufgrund ihrer Machart unterschiedliche Reize: Cliffhanger, das Überschreiten moralischer Grenzen und schließlich ein Spielprinzip, das an den Battle-Royale-Modus eines Fortnite oder Unknown Player Underground erinnert – einen Wettkampf, den nur einer gewinnen kann. Diesen Filmplot kennen ab 12-Jährige bereits aus der Filmtrilogie „Tribute von Panem – The Hunger Games“, nur dass er in Squid Game in einer „erwachsenen“ Version erscheint. Denn im Unterschied zu den Hunger Games entscheiden sich die Teilnehmer:innen in Squid Game  (scheinbar) freiwillig zur Beteiligung an den tödlichen Spielen. Angetrieben wird der Hype unter Kindern auch dadurch, dass die Serie wichtiger Gesprächsstoff in den Sozialen Medien ist.

Trotzdem ist und bleibt Squid Game für unter 16-Jährige nicht geeignet. Netflix hält sich mit seiner Alterskennzeichnung an die Vorgaben des Jugendmedienschutz Staatsvertrages (JMStV), der für die Wahrung des Jugendmedienschutzes in Streamingportalen die Grenzen vorgibt. Allerdings wäre es wünschenswert, dass die Alterskennzeichnungen auf den Netflixseiten prominenter sichtbar und auf den ersten Blick besser erkennbar sind. 

Eltern haben die Möglichkeit, ihren Netflixaccount so einzurichten, dass Alterskennzeichnungen ausgelesen und ihre Kinder nur altersentsprechende Filme rezipieren können. Diese Möglichkeiten sollten sie kennen und nutzen. Darüber hinaus ist es wichtig, die den Alterskennzeichnungen zugrundeliegenden Kriterien zu verstehen. Nur so können Eltern Grenzen identifizieren und ihren Kindern deutlich machen. Eltern können jedoch nicht alles wissen und brauchen darum die Unterstützung und Hilfe von Fachkräften in Kita, Schule und außerschulischen Einrichtungen. Eine solche Unterstützung gibt ihnen darüber hinaus den Raum, mit anderen Eltern zu Fragen der Medienerziehung und aktuellen Herausforderungen ins Gespräch zu kommen. 

Die Auseinandersetzung mit technischen Schutzeinstellungen bietet die Möglichkeit, mit Kindern über Filme und ihre Machart zu sprechen. Dies kann, ebenso wie der aktuelle Hype um Squid Game, von erzieherisch Verantwortlichen genutzt werden, um sich mit ihnen über die Faszination von Filmen, Spielen und medialen Gewaltbildern und -handlungen auseinanderzusetzen. Dabei darf jedoch nicht nur Gewalt fokussiert werden. Kinder setzen sich mit Fragen sozialer Ungerechtigkeit und Macht auseinander. Auch das sind Themen der Serie. Darüber zu sprechen und gleichzeitig deutlich zu machen, warum sie für Jüngere nicht geeignet ist, ist für eine kritische Mediennutzung, die Schutz vor ängstigenden und überwältigenden Inhalten und Bildern bietet und die Eigenverantwortung stärkt, unverzichtbar. 

Die Aktion Jugendschutz informiert in ihren Veranstaltungen über die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, den restriktiven und erzieherischen Jugendmedienschutz und über Gewaltprävention. 

Suchen Sie Anregungen für die medienpädagogische Arbeit mit Eltern und Familien oder möchten Sie eine medienpädagogische Veranstaltung für Eltern organisieren? Dann nutzen Sie das LandesNetzWerk für medienpädagogische Angebote der ajs und wenden sich an Ursula Kluge, die bei der Vermittlung von Referent:innen berät. 

Ursula Kluge, Fachreferat Jugendmedienschutz und Medienpädagogik


Weitere Informationen und Kommentare:

https://www.filmdienst.de/film/details/618007/squid-game#kritik

https://www.medienpaedagogik-praxis.de/2021/10/26/squid-game/

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(Cyber)Mobbing unter Kindern und Jugendlichen – Alarm ohne Folgen?!

Aktuell besteht die Befürchtung, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie das Risiko für Cybermobbing unter jungen Menschen verschärft haben könnten. Wenn Kinder und Jugendliche vermehrt digital statt analog miteinander zu tun haben, scheint die Zunahme von digitalen statt analogen Gewalt-Formen plausibel. Dies wird mit Zahlen aus Studien belegt, die mit nicht nachvollziehbaren Kriterien vorgehen. Dazu gehört die vor kurzem veröffentlichte Studie Cyberlife III (1).

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Nicht nur die mediale Berichterstattung, sondern auch wissenschaftliche Studien vermischen leider oft verschiedene Phänomene wie Online-Konflikte oder Hate Speech in den sozialen Medien unter dem Begriff Cybermobbing. Jedoch erst mit begrifflicher Klarheit lassen sich Anknüpfungspunkte für pädagogisches Handeln finden. Alarmierende Zahlen fördern die Tendenz, die sozialen Medien statt den Umgang miteinander ursächlich für Cybermobbing anzusehen. Wir plädieren für eine sachlich fundierte Eingrenzung des Begriffs. Denn nicht jeder Übergriff ist „Mobbing“, nicht jeder Online-Konflikt ist „Cybermobbing“.

Selbstverständnis des präventiven Kinder- und Jugendschutzes

Gewaltprävention ist ein Arbeitsschwerpunkt des Kinder- und Jugendschutzes. Gewalterfahrungen gefährden die psychosoziale Entwicklung von jungen Menschen, sowohl wenn sie Gewalt erleiden als auch wenn sie Gewalt ausüben. Gewaltprävention ist ein pädagogischer Beitrag, um Gewalthandeln zu verringern oder zu vermeiden. Es bedeutet, Kindern und Jugendlichen gewaltfreie Möglichkeiten der Konfliktlösung, zur Selbstbehauptung und für Selbstwirksamkeitserfahrungen anzubieten – im analogen und im digitalen Raum!

Von Mobbing und Cybermobbing zu (Cyber)Mobbing

„Mobbing ist das wiederholte und systematische Herabwürdigen, Verletzen und Demütigen anderer über einen längeren Zeitraum, das der Befriedigung eigener Bedürfnisse dient, insbesondere nach Macht und Ansehen, das in der Gruppe eine positive Resonanz findet, vom Opfer nicht allein beendet werden kann und den Werterahmen der Gruppe verändert.“ (2)

Cybermobbing bezeichnet ein „Verhalten von Individuen oder Gruppen, die wiederholt aggressive Botschaften mittels digitaler Medien übermitteln, die darauf gerichtet sind, anderen Schaden zuzufügen.“ (3)

Mobbing und Cybermobbing finden in verschiedenen Kontexten statt: Schule, Wohngruppe, Verein, Ausbildungsplatz. Beide Phänomene sind in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen miteinander verwoben. Betroffene werden online und offline angegriffen. Die Schreibweise (Cyber)Mobbing bringt dies zum Ausdruck. 

Gravierende Folgen und unklare Datenlage

(Cyber)Mobbing ist für die betroffenen Kinder und Jugendlichen eine große Belastung und verursacht viel Leiden. Die Größenordnung von (Cyber)Mobbing ist – wie bei allen Formen von Gewalt – nicht exakt zu bestimmen. Studien kommen vor allem aufgrund unterschiedlicher Definitionen des Begriffs zu unterschiedlichen Befunden. Doch unabhängig von der exakten Größenordnung lautet unsere Botschaft: es besteht nach wie vor akuter Handlungsbedarf! Denn (Cyber)Mobbing ist nicht nur eine direkte Bedrohung für die betroffenen Personen und den Zusammenhalt einer Gruppe, sondern ebenso für den Wertekonsens und die sozialen Regeln einer Einrichtung. Wenn es nicht erkannt und beendet wird, steht das Vertrauen in die Institution auf dem Spiel.

Prävention und Intervention als dauerhafte Aufgabe von Schule und Jugendhilfe 

In Schule und Einrichtungen der Jugendhilfe müssen Konzepte für Prävention und Intervention etabliert werden. Ziel ist ein umfassendes einrichtungsbezogenes Konflikt- und Gewaltmanagement. Dafür notwendig sind regelmäßige Qualifizierungen von Fachkräften, in denen grundlegendes Wissen über das Konfliktverhalten von Kindern und Jugendlichen sowie Kompetenzen zum Umgang mit Konflikten und Gewalt thematisiert werden. Damit dies dauerhaft umgesetzt werden kann, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen: ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen! Nur so ist Nachhaltigkeit zu erreichen und nur so kann unserer Meinung nach (Cyber)Mobbing wirksam angegangen werden. Und auch ohne unseriös hochgetriebene Statistiken ist die Situation alarmierend genug.

Diese Stellungnahme ist eine gekürzte und veränderte Fassung des gleichnamigen Positionspapiers der Landesstellen Jugendschutz.

Autoren: Lothar Wegner und Henrik Blaich, Referat Gewaltprävention der ajs 

Quellen

(1) Bündnis gegen Cybermobbing e.V. (Hrsg.): Cyberlife III. Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr, 2020.

(2) klicksafe und Konflikt-KULTUR (Hrsg.): Was tun bei (Cyber)Mobbing? Systemische Intervention und Prävention in der Schule, 2019, S. 24.

(3) Pfetsch, Jan/Müller, Christin R./Ittel, Angela: Cyberbullying und Empathie: Affektive, kognitive und medienbasierte Empathie im Kontext von Cyberbullying im Kindes- und Jugendalter. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 9 (1), 2014, S. 24.

 


 

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Raufen ist gut, wenn ...

Stuttgart, den 2. Dezember 2019. Original Play erregt die Gemüter. Eine besondere Form des Spielens, die Kindern Respekt und Achtsamkeit vermitteln soll. Das klingt gut. Irritierend allerdings: hier werden nicht Kinder angeleitet, dies untereinander zu praktizieren, sondern Erwachsene werden von KiTas gegen Bezahlung engagiert, um mit den Kleinen zu rangeln und zu raufen.

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Wertschätzender Körperkontakt – unter Kindern oder zwischen Erwachsenen und Kindern – ist pädagogisch wichtig. Denn Kinder haben ein natürliches Bedürfnis, sich nicht nur mit Sprache, mit Sehen und Hören auf die Umwelt einzulassen. Sie wollen auch Bewegung und Körperkontakt und brauchen dies für eine gesunde psychosoziale Entwicklung, keine Frage. Stutzig macht allerdings, dass Erwachsene für dieses unter Lizenz verbreitete Spiel die Hauptakteure sind – ohne pädagogische Ausbildung und ohne Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses. Zwei Tage Training und 250,- Euro Gebühr reichen anscheinend aus. Diese Hemdsärmeligkeit entspricht nicht dem Recht von Kindern auf Schutz und professionelle Betreuung – und führt die aktuell geforderte Entwicklung von Schutzkonzepten ad absurdum. Insofern teilt die Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg die Einschätzung, dass dieses Konzept in KiTas nicht eingesetzt werden sollte, da es dem Missbrauch von Kindern durch Erwachsene die Tür weit öffnet. Vielmehr sollten sich Erzieher_innen ausbilden lassen, um kindliche Bedürfnisse nach Bewegung, Rangeln und Berührung professionell zu ermöglichen. Sie dafür zu motivieren und zu qualifizieren muss im Interesse der für die Fortbildung Zuständigen liegen. Ein Elternabend, bei dem die Mamas und Papas auf die Bedeutung des spielerischen Raufens auf dem Wohnzimmerteppich aufmerksam gemacht werden, darf nicht fehlen!

Lothar Wegner, Fachreferent für Gewaltprävention und Migrationspädagogik der Aktion Jugendschutz (ajs)

Ansprechpartnerin für Presseanfragen:

Fachlicher Ansprechpartner:

Elke Sauerteig

Tel. 0711/2 37 37 11

sauerteig@ajs-bw.de

Lothar Wegner

Tel. 0711 2 37 37 14

wegner@ajs-bw.de

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Pionierarbeit mit Nachhaltigkeitsfaktor
Medienscouts präsentieren Facebook-Check und QR-Code-Rallye

Stuttgart, 03. Juli 2019. Zum Abschluss des gemeinsamen Projekts von LFK und Aktion Jugendschutz (ajs) präsentierten jugendliche Medienscouts in Stuttgart ihre medienpädagogischen Projekte.

Das Projekt richtete sich an Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung und umfasste die Schulungen jugendlicher Medienscouts – sie werden als Expert*Innen ihrer digitalen Lebenswelt von Gleichaltrigen besonders ernst genommen – und die medienpädagogische Qualifikation der Fachkräfte, die die Medienscouts unterstützen und schulen. So ist es gelungen, in neun Einrichtungen, verteilt in ganz Baden-Württemberg, 170 Medienscouts und 330 Fachkräfte nachhaltig zu qualifizieren.

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Medienkompetenz sichert gesellschaftliche Teilhabe

In manchen Einrichtungen sind die Medienscouts der ersten Stunde selbst an den Schulungen für ihre zukünftigen Scout-Kollegen beteiligt. In anderen haben die Jugendlichen sich für einen freien WLAN-Zugang eingesetzt und dafür die Nutzungsregeln entwickelt.  „Sie alle haben durch ihr Mitwirken an unserem Angebot ein kleines Stück medienpädagogische Pionierarbeit geleistet“, betonte Marion v. Wartenberg, Vorsitzende der Aktion Jugendschutz. Leider sei es immer noch nicht selbstverständlich, dass in Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung medienpädagogisch gearbeitet wird und die dort betreuten Heranwachsenden zeitgemäße Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Medien haben. „Dies ist jedoch unerlässlich, um einer zunehmenden digitalen Ungleichheit entgegen zu wirken.“, so v. Wartenberg.

Orientierung an der Lebenswirklichkeit

 „„Ziel unserer medienpädagogischen Projekte ist es, orientiert an der Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen eine Basis für gesellschaftliche Teilhabe zu legen, die sich anschließend selbst trägt und fortentwickelt. Eine Herausforderung ist dabei, Strukturen für medienpädagogische Arbeit zu schaffen und das Thema Medien dauerhaft in den Erziehungsalltag zu integrieren“, so Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der LFK. „Daher freut es uns besonders, dass alle Einrichtungen, die Teil dieses Projekts waren, Medienpädagogik nun als selbstverständlichen Teil ihrer Arbeit begreifen und entsprechend fortführen.“ Die ajs unterstützt diese und weitere Einrichtungen über den Projektzeitraum hinaus mit ihrer Expertise.

Infos zum Projekt https://www.ajs-bw.de/medienscouts-in-der-jugendhilfe.html

Über die Aktion Jugendschutz (ajs)

Die Aktion Jugendschutz (ajs) ist die landesweit tätige Fachstelle für den Kinder- und Jugendschutz in Baden-Württemberg. Sie setzt sich für die Stärkung, den Schutz und die Rechte von Heranwachsenden ein. Jugendmedienschutz und Medienpädagogik sind ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Die Angebote der ajs richten sich an pädagogische Fachkräfte in Jugendhilfe und Schule, Eltern, Ausbildungsinstitute, Politik und Verwaltung.

Ansprechpartnerin für Presseanfragen:

Fachlicher Ansprechpartner:

Elke Sauerteig

Tel.: 0711/2 37 37 11

sauerteig@ajs-bw.de

Henrik Blaich

Tel.: 0711 2 37 37 18

blaich@ajs-bw.de

 

Über die Landesanstalt für Kommunikation (LFK)

Die LFK ist die Medienanstalt für Baden-Württemberg. Sie lizenziert und beaufsichtigt den privaten Rundfunk, weist Übertragungskapazitäten zu und entwickelt und fördert eine vielfältige Medienlandschaft. Sie ist außerdem zuständig für den Jugendmedienschutz und die Vermittlung von Medienkompetenz. Hierzu engagiert sie sich in zahlreichen Projekten im Land und bietet Aus- und Fortbildungsmaßnahmen an.

Ansprechpartnerin für Presseanfragen:

Fachlicher Ansprechpartner:

Eva-Maria Sommer

Landesanstalt für Kommunikation
Baden-Württemberg (LFK)

Tel.: 0711/66991-12

E-Mail: presse@lfk.de

Thomas Rathgeb

Landesanstalt für Kommunikation
Baden-Württemberg (LFK)

Tel.: 0711/66991-52

E-Mail: t.rathgeb@lfk.de


Pressemmitteilung als PDF

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